Flüchtiger Mut

Erfahrungen zum Organisationswandel in Krisenzeiten

Als traditionsbewusster und mit seinen zahlreichen Standorten bestens vernetzter Thinktank hat unser Kunde mit seinen über 1.000 Mitarbeitenden an mehreren Standorten schon so manche Krise gemeistert: Eine lange bewegte Geschichte und das weitverzweigte Netzwerk fehlen in keiner Selbstbeschreibung. Im Sommer 2019 spitzt sich die Lage jedoch zu: Für die kommenden Jahre zeichnen sich massive Budgetkürzungen ab. Um diese gut aufzufangen, wendet sich der Vorstand im Herbst 2019 an uns. Mit unserer Unterstützung macht sich die Organisation an einen umfassenden Veränderungsprozess. Über ein Jahr später blicken wir zurück auf die unterschiedlichen Veränderungsstrategien, unternommene Schritte und die tatsächlich beobachtbaren Veränderungen.

Phase 1 | Mittelknappheit als Anlass
In der ersten Auftragsklärung erfahren wir vom Vorstandsvorsitzenden über das Ausmaß der drohenden Budgetkürzungen. Bei allem Stolz über die eigene Tradition und den daraus abgeleiteten Zweckoptimismus («Das bekommen wir schon hin») mischt sich in die Erzählung eine zunehmende Verunsicherung. Schließlich bittet der Vorstandsvorsitzende um unsere Unterstützung, um die Organisation mit Blick auf die zurückgehenden Mittel zu «reorganisieren» und in eine «schlankere Struktur» zu überführen. Wir spüren deutlich, dass der Vorstand sich damit deutlich außerhalb seiner Komfortzone befindet.

In informellen Gesprächen mit weiteren Führungskräften offenbart sich zudem, wie groß die Unruhe in der Mitarbeiterschaft bereits ist. Diese speist sich nicht nur aus der Sorge um die Finanzen, sondern auch aus Unzufriedenheit über den Vorstand selbst. Wiederholt hören wir, dass dieser abgekoppelt sei vom realen Betrieb, er eine überfällige strategische Neuausrichtung verschleppe und die längst nicht nur in finanzieller Hinsicht desolate Lage der Organisation schönrede.

An diesem Punkt fällt uns ins Auge, wie sehr sich die ersten Schilderungen unterscheiden. Während sich alle einig zu sein scheinen, dass die Organisation sich verändern müsse, gehen die Annahmen über die Ursachen der Krise stark auseinander und führen zu unterschiedlichen Lösungshypothesen: Während der Vorstand auf eine Reorganisation mit strategischen Akzenten setzt, drängt die mittlere Führungsebene wie scheinbar auch ein Teil der Mitarbeiterschaft zu einer strategischen Neuausrichtung und energischerem Handeln der Führung.

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Aus Ausgabe Nr. 3/21: Wandelmut – Couragiertes Handeln im Change

Wir alle kennen Momente, in denen wir an der Schwelle stehen. Augenblicke, in denen wir uns mit Bedenken und unseren Ängsten konfrontiert fühlen, gleichzeitig aber auch den Drang haben, uns diesen zu widersetzen und über uns hinaus zu wachsen. Kurz gesagt: Mutig zu sein.

Doch was heißt das überhaupt? Mut wird meist etwas Positives und Aktivierendes zugewiesen. Etwas Heldenhaftes. Ist das wirklich so? Im Schwerpunkt dieser Ausgabe beschäftigten wir uns mit dem vielschichtigen Thema Mut aus ganz verschiedenen Perspektiven.