Vordenker: Peter Michael Blau

Informale Problemlösungen, Organisationstypen und Tauschverhältnisse

Peter M. Blau kann zu einem der interessenreichsten Soziologen der amerikanischen Nachkriegssoziologie gezählt werden. In seiner mehr als fünfzigjährigen Karriere verknüpft er unterschiedliche Denkrichtungen und veröffentlicht eine Reihe von Studien, die Grundlage für verschiedene Strömungen im Bereich der Soziologie wurden. Ob dieses vielfältige Interesse, wie bei so vielen Wissenschaftler*innen seiner Zeit und biografischen Prägung, darauf zurückzuführen ist, dass sie aufgrund des zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit von heute auf morgen in einer Gesellschaft mit neuen Regeln lebten, darüber kann nur spekuliert werden.

«Ein typenorientierter Blick erlaubt einen besonderen Zugang zu Entwicklungsprozessen in Organisationen.»


Biografie

Blau wird am 7. Februar 1918 in Wien, als Sohn säkularer Juden geboren. In seiner Jugendzeit engagiert er sich im sozialistischen Untergrund. Mit der Machtübernahme Hitlers 1938 flieht er nach Prag und als dieser auch in die Tschechoslowakei einmarschiert, nach Frankreich, wo er gefangengenommen und für einige Monate in einem Arbeitslager inhaftiert wird. Durch Zufall erhält er ein Flüchtlingsstipendium für das Elmhurst College in Illinois, wo er 1939 Soziologie im Hauptfach studiert, obwohl er sich eigentlich für Medizin interessiert. Im Jahr seiner Graduierung, 1942, erfährt er, dass seine Eltern in Auschwitz ermordet worden waren. Daraufhin meldet er sich freiwillig zum Militärdienst, wo er aufgrund seiner Deutschkenntnisse als Vernehmungsbeamter tätig ist und für diese Tätigkeiten mit der Bronze-Star-Medaille ausgezeichnet wird. Nach seiner Rückkehr promoviert Blau in der Soziologie bei Robert K. Merton an der Columbia University. Bis in seine Achtziger hinein lehrt und forscht er an der University of Chicago, Columbia und New York, ist Vorsitzender verschiedener wissenschaftlicher Institutionen, wie etwa der American Sociological Society, und erhält für seine Leistungen bemerkenswerte Auszeichnungen. Blau stirbt am 12. März 2002 in New York.

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Deckblatt OrganisationsEntwicklung
Aus Ausgabe Nr. 2/25: Kranke Häuser – Gesundheit besser organisieren

Der Umgang mit widersprüchlichen Anforderungen wie zwischen medizinischer Qualität und Wirtschaftlichkeit macht Krankenhäuser zu «permanently failing organizations», denen zukünftig massiv Fachkräfte fehlen werden, die aktuell immer wieder Missstände kompensieren. Allerdings gibt es zwischen diesen Expertenorganisationen deutliche Unterschiede in der Leistungsfähigkeit, was auf ein häufig vernachlässigtes Feld in diesem Kontext hindeutet – nämlich Organisation und Führung.

Die Beiträge in dieser Ausgabe der OrganisationsEntwicklung nehmen die schwierigen Rahmenbedingungen der Arbeit in Krankenhäusern zum Ausgangspunkt, um anhand konkreter Fälle zu skizzieren, wie an der Zukunft von Organisationen des Gesundheitswesens gearbeitet wird. Hierbei fällt auf: Vielfach ist nicht das Problem das Problem, sondern die Art und Weise wie die Organisationen damit umgehen.