New Work Men

Wie Männer glücklicher werden und dabei die Evolution der Arbeitswelt mitgestalten

Die beiden Autoren Jacomo Fritzsche und Daniel Pauw stellen sich mit ihrem Titel New Work Men einer der wesentlichen sozial-politischen Verwerfungslinien der Menschheit in den Weg.

«Für sich den Weg durch den eigenen Schatten gehen, um ans Licht zu kommen»

in Anlehnung an Ali Mahlodi

 

Ausgehend von der Frage, warum leben Männer eigentlich fünf Jahre weniger, untersuchen sie im ersten Teil des Buches in einer sehr kompakten, verdichteten Form – «Auf der Flucht vor sich selbst – traditionelle Männlichkeit verstehen», das soziokulturelle Männlichkeitsbild in den eurozentristischen Kulturräumen und analysieren daraufhin die «Folgen für uns Männer». Nachfolgend schieben sie ein exkursartiges Kapitel «New Work needs New Men» ein und beschreiben in einem weiteren Kapitel die «Folgen für (Arbeits-)Systeme». Nach der Darstellung ihres toxilogischen Befunds – dem Weg durch den Schatten – versuchen sie im zweiten Teil des knapp 200seitigen Buches dann ans Licht zu kommen.

«Nach Hause kommen zu radikal neuen Männlichkeiten» – in diesem Abschnitt führen uns die beiden Autoren in die vier Prinzipien ein, denen sie kurze praktische Übungen zur Seite stellen:
• fühlen statt verdrängen
• brauchen statt beeindrucken
• entwickeln statt festhalten
• dienen statt dominieren

Zum Abschluss ihrer Darstellung wollen sie «gemeinsam neue Wege gehen» und plädieren bei der Umsetzung der Beobachtungen und Erkenntnisse für «Safer Spaces» als möglichen Testraum zu neuen Männlichkeiten für kleine Gruppen von Männern und für den Weg der Achtsamkeit auf individueller Ebene, um dem Leben zu dienen.

In der Debatte um «New Work-Ansätze» (…) «ist eine Wahrnehmungslücke entstanden, die einen wesentlichen Teil des Wandels ausspart: Männer und die Wirkmacht ihrer gendernormativen Glaubenssätze.» (S. 71). Ich stimme Fritzsche und Pauw als Autoren zu, wenn sie in einer Fußnote behaupten, das Buch kann für all jene Lesenden eine Bereicherung sein, die ein tieferes Verständnis für traditionelle Männlichkeitsbilder entwickeln wollen (S.22) und die in der Praxis der Organisationsentwicklung an genau diesen Vertretern unreflektierter Männchen scheitern. Das Buch ist für erwachsene Männer geschrieben, die trotz der «Du-Zone» im Buch, gewillt sind selbstkritisch an einem unausgewogenen Verhältnis von Kortisol, Dopamin und Oxytocin zu arbeiten.

Der Titel «New Work Men» ist geradezu Pflichtlektüre für alle Männer, die sich in Führungspositionen befinden und bisher nicht an diesem Thema arbeiten wollten. Aus feministischer Perspektive erzählt das Buch keine Neuigkeiten, sondern bietet den Lesenden vielmehr einen sehr verdichteten State of the Art Befund zur toxischen Männlichkeit an.

Am Ende des Buches hätte ich mir ein ordentliches Literaturverzeichnis gewünscht, da viele Grundlagenwerke genutzt und herangezogen wurden, die leider nur in den Fußnoten verarbeitet sind und mir ein echtes Verzeichnis eine strukturierte Weiterbeschäftigung und Vertiefung leichter gemacht hätte.

Insgesamt hoffe ich, das Buch macht vielen Männern Lust auf eine kritische Mehrbeschäftigung des eigenen Werdens und der darin entwickelten Werte. Denn diese sind nicht gottgegeben, sondern lassen sich durchaus auch lebensfreundlich weiterentwickeln. Dazu gibt das Buch allen Interessierten dankenswerterweise erste praktische Tipps und Übungen an die Hand. Männer – legen wir los!

 

Jacomo Fritzsche/Daniel Pauw
New Work Men
Wie Männer glücklicher werden und dabei
die Evolution der Arbeitswelt mitgestalten
Vahlen 2024, 189 Seiten, Euro 24.90

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