Leadership/t

Menschen führen, die Sie (noch) nicht mögen

Im Buch «Leadershi(t)p. Menschen führen, die Sie (noch) nicht mögen» setzt sich Matthias Nöllke mit einem ungewöhnlichen, aber äußerst relevanten Thema auseinander: Wie führt man erfolgreich Menschen wie zum Beispiel Besserwisser, Nörgler, Fallensteller und ähnliche, für die man (noch) keine natürliche Sympathie empfindet?

«Schließlich werden Sie das Kunststück fertigbringen, Ihre eigenen Gefühle, nämlich die Abneigung, anzuerkennen und gleichzeitig Ihrem Gegenüber gerecht zu werden.»

 

Der Titel geht auf die realistische Herausforderung im Arbeitsalltag einer Führungskraft ein, die zeigt, dass diese nicht immer mit allen Teammitgliedern auf einer Wellenlänge liegt. Statt als Führungskraft diese Differenzen zu ignorieren oder zu romantisieren, schlägt der Autor eine Reihe pragmatischer Strategien vor, die helfen, trotz dieser Begleiterscheinungen effektiv zu führen.

Das Buch ist in klar strukturierte Kapitel unterteilt, die sich mit Themen wie Selbstreflexion, Konfliktmanagement und dem Aufbau produktiver Beziehungen befassen. Gelungen ist der Ansatz, Antipathie nicht als Hindernis, sondern als Chance zu betrachten, um die eigene Führungskompetenz in Richtung professioneller Distanz und mit dem Prinzip des kühlen Kopfs zu erweitern. Hierzu liefert der Autor praktische Tipps und ermutigt zugleich zur Arbeit an der eigenen Einstellung, ohne dabei unrealistische Harmoniebilder zu zeichnen. Denn er sagt: «Eines können Sie sich schon mal aus dem Kopf schlagen: Dass Sie die Mitarbeitenden, die Sie nicht mögen, ändern…»

Prägnant, humorvoll und zugänglich werden im Buch theoretische Konzepte in anschaulichen Beispielen aus dem Berufsalltag dargestellt. Das macht das Werk auch für Führungskräfte ohne tiefgehende Managementausbildung gut verständlich und anwendbar. Klare Stärken des Buches sind dabei die Realitätsnähe und der Fokus auf die Selbstentwicklung einer Führungskraft. Es besteht eine starke Konzentration auf die individuelle Ebene der Führungskraft. Eine tiefere theoretische Fundierung oder gar ausführlichere psychologische oder soziologische Hintergründe lässt das Werk hingegen missen. Mit seinem Titel richtet sich Autor Matthias Nöllke primär an Führungskräfte in traditionellen Arbeitskontexten, wodurch einige Vorschläge für Führungspersonen in non-hierarchischen Strukturen oder modernen Arbeitsumfeldern wie z. B. im agilen Management, weniger relevant erscheinen könnten. Die Rolle der Organisation oder systemischer Einflüsse in diesem Themenfeld wird nur am Rande thematisiert.

Insgesamt ist die vorgestellte Publikation trotz dieser Einschränkungen ein erfrischend ehrliches und praxisorientiertes Buch, welches eine oft übersehene Facette von Leadership beleuchtet. Es ist insbesondere für alle zu empfehlen, die ihre eigenen Führungsfähigkeiten pragmatisch und reflektiert weiterentwickeln wollen und die daran arbeiten möchten, auch mit sogenannten «schwierigen» Persönlichkeiten in ihrem Team produktiv zusammenzuarbeiten. Diejenigen, die bei dem Titel hingegen umfassende wissenschaftliche Analysen oder überraschende innovative Ansätze erwarten, könnten das Buch vielleicht als zu einfach empfinden.

 

Matthias Nöllke
Leadership/t
Menschen führen, die Sie (noch) nicht mögen
Vahlen 2024, 162 Seiten, Euro 24.90, E-Book: Euro 19.99

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Deckblatt OrganisationsEntwicklung
Aus Ausgabe Nr. 2/25: Kranke Häuser – Gesundheit besser organisieren

Der Umgang mit widersprüchlichen Anforderungen wie zwischen medizinischer Qualität und Wirtschaftlichkeit macht Krankenhäuser zu «permanently failing organizations», denen zukünftig massiv Fachkräfte fehlen werden, die aktuell immer wieder Missstände kompensieren. Allerdings gibt es zwischen diesen Expertenorganisationen deutliche Unterschiede in der Leistungsfähigkeit, was auf ein häufig vernachlässigtes Feld in diesem Kontext hindeutet – nämlich Organisation und Führung.

Die Beiträge in dieser Ausgabe der OrganisationsEntwicklung nehmen die schwierigen Rahmenbedingungen der Arbeit in Krankenhäusern zum Ausgangspunkt, um anhand konkreter Fälle zu skizzieren, wie an der Zukunft von Organisationen des Gesundheitswesens gearbeitet wird. Hierbei fällt auf: Vielfach ist nicht das Problem das Problem, sondern die Art und Weise wie die Organisationen damit umgehen.